Völlig erschöpft stempele ich nach einem turbulenten Arbeitstag, einigen Besprechungen und vielen Gesprächen aus. Auf der Fahrt nach Hause kreisen sämtliche Gedanken durch meinen Kopf, was in der noch übrigen Zeit alles zu erledigen ist. Währenddessen klingelt mein Handy, auch mein Sohn hat schon Pläne, um die er mich im Gespräch um Erlaubnis fragt. Zu Hause angekommen erwartet mich schon die Spülmaschine, die mir, voll mit frisch gereinigtem Geschirr, auffordernd entgegenblickt und einige weitere unerledigten Aufgaben. Für einen kurzen Moment zögere ich, aber schaffe es dann doch aus der Geschäftigkeit auszubrechen und diese durch eine kurze Ruhepause zu ersetzen.
Zu oft habe ich den Fehler gemacht, den ganzen Tag ohne eine Pause durchzupowern,
um mich dann am Ende des Tages völlig ausgelaugt ins Bett fallen zu lassen. Es hat noch für die Gute-Nacht-Geschichte gereicht, aber nicht selten kam es vor, dass ich während meinem eigenen Gebet und noch vor meinem Sohn eingeschlafen bin. Meistens wache ich eine Stunde später wieder auf und frage mich, was ich gerade gemacht habe. Was ist mit mir passiert? Unbemerkt hatte sich der "FUNKTIONIERMODUS" wieder bei mir eingeschlichen.
Erneut muss ich feststellen, kein neuer Gedanke - ich habe vergessen, dass ich keine Duracell bin oder übernatürliche Kräfte besitze. Trotz allem schaffe ich es immer wieder, die Warnsignale meines Körpers gekonnt zu ignorieren. Der Gedanke sich mal auszuruhen wird von vielen anderen Gedanken und Aufgaben überfrachtet und die Stimme der Geschäftigkeit ist lauter als der stille Schrei nach Ruhe. Meistens bleibt es nur bei einer großen Sehnsucht, dem Alltag einen kurzen Moment zu entfliehen.
Aber heute habe ich es geschafft, aus meinem Hamsterrad auszubrechen
und gegen einen Platz in der Sonne einzutauschen. Ich habe mich auf meinen gemütlichen
Liegestuhl gesetzt und es mir bequem gemacht. Von dort aus lacht mich die Sonne freundlich an und erwärmt mein Gesicht mit ihren Strahlen. Dabei schweift mein Blick ins Grüne ab und ich bemerke den Baum im Garten meiner Nachbarn, nicht weit von mir entfernt. Er ist mit einem Gewand von bunten Blättern, die in alle Farben leuchten, bedeckt. Der Herbst ist da und weckt eine tiefe Freude und Lebenslust in mir. Wieder mal komme ich ins Staunen über die Schönheit der Natur und merke, wie wichtig es für mich ist auch mal anzuhalten und die Pausetaste zu drücken. Hier kann ich neue Kraft schöpfen. Hier habe ich Platz, hier darf ich sein. Tief atme ich die frische Herbstluft ein, die ein Hauch von Freiheit und Frieden mit sich bringt. Ich nehme mich selber wieder wahr und spüre, da gibt es noch so viel mehr. Mein Leben ist nicht dazu erdacht, in einer Art Tretmühle zu verbringen und an all den schönen Dingen wie auf einer Schnellstraße vorbeizurauschen. Mein Ruheplatz in der Sonne ermöglicht es mir innezuhalten und mich und meine Umgebung bewusst wahrzunehmen. All die Schätze der Natur zu sehen, die Gott so bedacht in unser Leben gestellt hat. Dieser Moment ist für mich wie ein Stück Himmel auf Erden.
Langsam bemerke ich, wie auch meine Gedanken zur Ruhe kommen. Ich nehme den Teil in mir wahr, der nach Freiheit ruft und mir zu verstehen gibt, das Leben besteht noch aus so viel mehr.
Comentarios