Das Leben läuft leider nicht immer wie erwartet. Wir müssen von geliebten Menschen Abschied nehmen, sind mit Krankheit konfrontiert und die schrecklichen Schlagzeilen der Nachrichten lassen nicht nach. Es gibt Krieg, Hungersnot, Naturkatastrophen, Missbrauch, Mord und vieles mehr. All das sind Dinge, die wir uns nicht wünschen.
Und wir fragen uns, wo ist Gott in all dem? Wo ist Gott in meinem Leid, meiner Trauer, Wut, Unterdrückung und meinem Schmerz? Wünscht sich nicht jeder von uns gerade dann eine eindrückliche Begegnung mit Gott?
Ich habe mir in den Zeiten immer gewünscht, Jesus direkt zu begegnen. Dabei stellte ich mir vor, wie Jesus bei mir in meinem Wohnzimmer sitzt und es sich bequem macht. Dass er sich auf meinen Lieblingssessel setzt und mir aufmerksam zuhört, ich ihn direkt sehen kann und er mir all meine mich quälenden Fragen beantwortet. Ich wollte seine Antworten mit einer deutlich hörbaren Stimme wahrnehmen. Dies, so meine Idee, würde doch alles viel leichter machen. So kann ich mir absolut sicher sein, dass Gott zu mir spricht. Doch manchmal ist es so, als würde ich ihn genau in dieser Zeit nicht mehr hören können. Als würde ich in eine Stille rufen oder einen luftleeren Raum, in dem jeder Laut schnell verstummt. Da ist nichts, was greifbar wäre. Die Stimmen des Alltags und die Herausforderungen, die er mit sich bringt, sind lauter. Viele Verpflichtungen und Termine füllen den Tag komplett aus. Aber wo bitte ist da Zeit zur Ruhe zu kommen, um eine leise Stimme zu hören?
Gott drängt sich mir nicht auf, meine Beziehung zu Gott ist nur so gut, wie ich sie lebe. Schnell macht sich dann eine Leere in mir breit. Was ist, wenn ich keine Antwort auf meine schmerzhaften Fragen bekomme?
Einige meiner Fragen blieben unbeantwortet
Vielleicht kommt es nicht darauf an, die Antwort auf alle Fragen zu bekommen. Sondern mehr darauf, wie ich mit unbeantworteten Fragen umgehen kann. Kann ich Fragen in meinem Leben stehen lassen und Gott trotzdem weiter vertrauen? Einen unerklärbaren Frieden inmitten des Sturms finden? Kann ich Gott weiterhin als meinen mich liebenden Vater akzeptieren, wenn Themen offen bleiben? Als sich mein Sohn mir vor mehr als 4 Jahren geöffnet hat, wusste ich, dass es viele Fragen geben wird, auf die ich wahrscheinlich nie eine zufriedenstellende Antwort bekommen werde. Ich war nicht dabei, habe nichts gesehen und konnte ihn nicht schützen. Ich fühlte mich von Gott im Stich gelassen. Mir drängten sich Fragen auf, wie: "Wo warst du Gott, als das passiert ist und warum hast du es zugelassen?" "Wieso habe ich es so spät erfahren?" "Warum ist es ausgerechnet uns passiert?"
Mit all den Fragen bin ich zu Gott gegangen. Die Fragen haben mich zwar erschüttert, aber am Ende, nach einem langen Prozess, nicht meinen Glauben. Mir hat es geholfen, mir meiner Eigenverantwortung bewusst zu werden. Zu verstehen, dass NICHT alle Dinge, die hier auf der Welt passieren Gottes Willen entsprechen.
Wir leben in einer düsteren Welt und jeder Mensch hat die Wahl sich zu entscheiden, wie er sich selbst verhält. Dabei gibt es viele Menschen, die sich von Hass, Wut, Begierden und Gewalt regieren lassen. Am Ende muss ich mich nicht für das Leben anderer verantworten, sondern nur für meins und das ist herausfordernd genug. Ich muss mir die Frage stellen: Was hat die Erfahrung mit meinem Herz gemacht? Und habe ich mich, wie in dem Film West Side Story, durch meine schlechten Erfahrungen von Hass anstecken lassen? Oder habe ich gelernt auf mein Herz aufzupassen, um Hass nicht mit Hass zu entgegnen.
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