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Loslassen- eine Kunst?




Bei manchen Hochzeiten werden Postkarten, gefüllt mit Glückwünschen, der Gäste an das Brautpaar, mit einer Schnur an die Luftballons geknotet. Die Luftballons werden, sobald alle fertig sind, gemeinsam losgelassen. Ich staune immer wieder und genieße den Moment des Loslassens. Dabei beobachte ich, wie der mit Helium gefüllte Luftballon langsam aber sicher in den blauen Himmel steigt und sich seinen Weg auf wunderbare Weise bahnt. Die Leichtigkeit, dieses Augenblicks ist greifbar nahe, wenn ich mir dieses Bild vor Augen führe.


Sobald ich den Ballon loslasse, bestimme nicht mehr ich, sondern am Ende der Wind, die Beschaffenheit und die Höhe des Luftballons, wie weit er kommt. In der Luft ist er nicht länger in meiner Hand und was mir bleibt, ist ihm nachzuschauen.

Das Loslassen bringt eine ungeahnte Freiheit mit sich, ich wechsle vom Ausführenden zum Beobachtenden.

Manchmal wünsche ich mir, dass mir das Loslassen immer so leicht fallen würde, wie in diesem Moment. Bei den Wünschen zur Hochzeit sind es gute Segenswünsche, die ich weitergebe. Aber was ist mit den Themen, die mich belasten? Kann ich die auch einfach aus meiner Hand geben und anschließend die Leichtigkeit spüren, die der Prozess mit sich bringt? Ich denke, es ist wichtig zu unterscheiden, wann es genau dran ist loszulassen.

Wenn ich einen Luftballon in die Freiheit entlasse, ohne dass ich ihn am Ende richtig zugeschnürt habe, entweicht das Helium und er ist schnell wieder am Boden oder bleibt ungewollt an einem Baum, oder der nächsten Hürde, hängen. Also muss ich nach bestem Gewissen handeln und meinen Teil dazu beitragen, dass die Segenswünsche am Ende ankommen.


Loslassen erfordert Vertrauen

Ich kann nur loslassen, wenn ich weiß, da gibt es jemand, der es besser kann als ich. Es ist jemand, dem ich vertraue. In meinem Leben möchte ich Gott das Vertrauen schenken, dass er sich um meine Angelegenheiten kümmert. Habe ich ihm mein Anliegen abgegeben, kann ich aufhören mir weiter darüber Sorgen zu machen, wie bei dem Luftballon, der beim Aufsteigen mehr und mehr aus meinem Blickfeld verschwindet. Ich darf mir gewiss sein, dass Gott einen guten Plan für mein Leben und alles in seiner Hand hat.


Loslassen erleichtert

Viel zu spät habe ich damals gemerkt, wie erleichternd es sein kann, loszulassen. Erst, als in meiner damaligen Situation rechtlich alle Möglichkeiten ausgeschöpft waren, konnte ich meinen Aktionismus beiseitelegen und die Sache Gott komplett abgeben. Ich hatte nicht mehr die Kraft weiterzukämpfen, war müde und erschöpft. Ich hatte mir vorgenommen, nicht länger über morgen nachzudenken, sondern gedanklich in der Gegenwart zu bleiben.

Wenn ich loslasse, bin ich offen für das Ergebnis Ich war bereit dazu, dass ein anderer Ausgang, als der mir erwünschte, eintrifft. Offen dafür, Gott verstehen zu wollen. Mehr nach IHM und SEINEM Willen für mein Leben zu fragen. Bereit am Ende Gottes Eingreifen und sein Wirken in meinem Leben zu sehen. Denn die finale Kontrolle zu haben, war schon immer eine Illusion. Ich kann vieles beeinflussen und steuern, aber schlussendlich nicht kontrollieren.


Und als ich aufhörte, an dem von mir gewünschten Ausgang krampfhaft festzuhalten, passierten erstaunliche Dinge. Plötzlich, unverhofft und ganz ohne mein Zutun, kam die erlösende Nachricht. Der jahrelange Rechtsstreit wurde, wie aus dem Nichts, beendet.

Bis heute kann ich es noch nicht verstehen, aber ich bin mir sicher, das war Gottes Eingreifen.





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