
Meine größten Verletzungen habe ich durch die mir besonders nahestehenden Personen davongetragen. Warum sind es ausgerechnet die Menschen, mit denen ich so viel teile oder geteilt habe? Menschen, denen ich mein ganzes Vertrauen geschenkt habe?
Ich finde, das ist genau das, was es so schwer macht zu vergeben. Auch eine Entschuldigung hat nicht die Kraft, Dinge ungeschehen zu machen. Und der Spruch " Die Zeit heilt alle Wunden" trifft nicht zu. Zu meiner Lebensstrategie gehörte bald, Verletzungen gekonnt zu unterdrücken. Jedoch musste ich feststellen, dass das einen schleichenden Prozess in mir in Gang gesetzt hat, der mich mit der Zeit bitter und von innen heraus vergiftet hat. Vergebung und warum sie so wichtig für mich ist Ich war in meinem Leben schon oft herausgefordert zu vergeben. Aber da gab es eine Sache, die ich nicht vergeben konnte. Diese Sache hat mein Leben und die meines Sohnes so gravierend verändert, dass wir heute noch mit den Folgen zu kämpfen haben. Ich war wütend, enttäuscht, verletzt, frustriert und sauer. Ich habe immer weniger gelacht und wurde von Tag zu Tag verschlossener und verbitterter. Definitiv war das eine Nummer zu groß für mich. Menschlich war für mich solch ein Verbrechen nicht zu entschuldigen. Aber an meinen Wunden festzuhalten, machte Gott klein in meinem Leben. Irgendwann wollte ich nicht mehr, dass meine vergangenen Erfahrungen richtungsweisend für meine Zukunft sind.
Tief in mir spürte ich, dass Gott etwas Neues machen wollte und mich aufforderte loszulassen.
Er forderte mich auf, zu vergeben und ihm, dem gerechten Richter, das Urteil zu überlassen. Das ist ganz schön schwierig, denn es macht die Sache nicht ungeschehen. Ich wusste, aus eigener Kraft werde ich es nicht schaffen, dem Täter zu vergeben. Ich war so verzweifelt und habe Gott um Hilfe gebeten, dass ER mir die Gnade schenken möge, die ich brauchte, um zu vergeben. Mit der Zeit wurde meine Sehnsucht, all das hinter mir zu lassen, größer als der Schmerz, der mich nicht loslassen wollte. Als ich Gott die Sache übergeben hatte, hat er angefangen an mir zu arbeiten. Es war ein Prozess und ging nicht über Nacht. Ich bin nicht am nächsten Tag aufgestanden und konnte sagen: "Ab heute ist alles gut". Nein, es hat Wochen und Monate gedauert, bis ich von ganzem Herzen vergeben konnte. Es war mein persönlicher Kampf loszulassen und mehr zu sehen, als meinen Sohn und mich. Den ganzen Einsatz auf Gott zu setzen, seinem Plan für mein Leben zu vertrauen und zu wissen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.
Das hört sich alles so einfach an, wenn ich das hier schreibe,
ABER das war es überhaupt nicht. Es war ein Kampf, ein Ringen mit Gott und mit dem Schmerz, die diese Sache bei uns hinterlassen hatte.
Ich habe verstanden, dass es pure Gnade ist, dass ich Menschen vergeben kann. Ich kann die Gnade nicht fassen, nicht begreifen und nicht in Worte packen, aber sie ist existent. Die Gnade kommt nicht aus meinem eigenen Vermögen heraus, sondern aus Gott heraus. Und wenn ich vergeben kann, dann nur aus der Gnade heraus, die auch mir geschenkt wurde. Nichts davon habe ich verdient oder konnte es mir erarbeiten.
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