Dieser Beitrag knüpft an den Beitrag " Gescheitert und der Weg zurück " an und ist die Fortsetzung meiner Geschichte.
Darin habe ich geschrieben, wie für mich aus meinem großen Traum eine Familie zu haben, ein Albtraum wurde. Wie 2,5 Jahre nach der Geburt meines Sohnes und einem verzweifelten Versuch die Beziehung zu retten, schlussendlich die Trennung kam.
Er beschloss, sich eine Mietwohnung zu suchen und auszuziehen. Bis dato wohnten wir noch in einer Wohnung, die wir uns kurz zuvor gemeinsam gekauft hatten. (Wahrscheinlich war der Kauf damals mehr ein Akt der Verzweiflung und ein misslungener Rettungsversuch der Beziehung.) In der Zwischenzeit zog ich mit meinem Sohn übergangsweise zu meiner Tante. Kurze Zeit später fand er eine Wohnung für sich und zog direkt aus.
Eine leere Wohnung und helfende Freunde Beim Auszug räumte er unsere gemeinsame Wohnung fast komplett leer und nahm einen Großteil der Möbel mit. Als ich wieder in die Wohnung zurückkehrte, glich sie beinahe einem leerstehenden Besichtigungsmodell. Mir blieb noch das Bett für meinen Sohn und mich, sowie die Nachttische und 2 Schränke. Das war ein sehr ungewohntes Gefühl. Noch heute kann ich mich an die Situation erinnern, als ich mit meinem Sohn gemeinsam auf dem Boden gefrühstückt habe. Ich versuchte das Beste daraus zu machen und so bot sich uns die Gelegenheit, in der Wohnung zu picknicken. Wer macht schon ein Picknick in seiner Wohnung? Heute kann ich über die abstruse Situation lachen. Ich erzählte meinen Freunden von meiner Situation. Alle waren sehr berührt und schauten in ihren Kellern nach gebrauchten Möbelstücken für uns. Dank meiner Freunde, hatte ich innerhalb einer Woche wieder einen Esstisch mit Stühlen, einen Sofatisch, Geschirr und vieles mehr. Es war die Chance eines Neustarts und mein Leben fühlte sich an, wie eine Festplatte, die platt gemacht und eine neue Software aufgespielt wurde. Ja, es war ein Neustart! Trotz des Dramas und all der Trauer, wollte ich auch die Chance darin sehen. Glücklicherweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt eine sichere und für meinen Teilzeitvertrag, gut bezahlte Anstellung. Ich war sehr dankbar über meinen Arbeitsplatz, der mir zumindest etwas Normalität in meinem ganzen Schlamassel garantierte.
Bei null anfangen
Nun fing ich wieder bei null an. Das war sehr hart für mich, schon davor hatte ich immer wieder gesundheitliche Probleme aufgrund der hohen Belastung. Mein Sohn wachte mit seinen 3 Jahren jede Nacht noch drei bis vier Mal auf. Zum Teil wusste ich am Morgen, nach wenigen Stunden Schlaf, nicht, wie ich den anstehenden Arbeitstag überleben sollte. Am Nachmittag nach der Arbeit holte ich meinen Sohn wieder ab und war für ihn da, spielte mit ihm, machte Abendessen und brachte ihn ins Bett. Eine Pause vom Alltag war nicht auszudenken. Und sobald er eingeschlafen war, konnte ich mich aufgrund meiner Erschöpfung auch nicht mehr lange wach halten. Für meine eigenen Bedürfnisse war da kaum noch Raum und einige meiner Hobbys musste ich über kurz oder lang aufgeben. Die Zeit und die Kraft waren die limitierenden Faktoren. Zudem wollte ich die Zeit, die nach meinem Arbeitstag noch übrig war, gemeinsam mit meinem Sohn nutzen.
Der Wunsch nach Erleichterung
Oft ertappte ich mich bei dem Wunsch, an der Zeit zu drehen, um die anstrengenden Jahre zu überspringen. Aber auf der anderen Seite, wollte ich so nicht denken. Eigentlich wollte ich jeden Moment mit meinem Sohn genießen. Ich wollte mich freuen und die Augenblicke mit ihm zusammen auskosten. Doch ich kämpfte lange mit einer sehr starken Müdigkeit und fühlte mich ausgebrannt.
Häufig bin ich an meine Grenzen gestoßen, denn plötzlich war ich Alleinerziehend, Alleinverdiener, Alleinunterhalter und Hausfrau. Es gab keine Aufgabe, die nicht von mir gemacht werden musste. Erschwerend kam dazu, dass meine Familie nicht in meiner Nähe lebte - so war ich völlig auf mich gestellt. Alleinerziehend zu sein verlangte mir alles und noch mehr ab.
Und doch begann für mich durch die Trennung ein neuer Lebensabschnitt, der all die Mühe wert war.
Langsam, aber sicher, zog der Frieden bei uns wieder ein.
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